„Pffftttuuuiiihhh“ – Die Geräusche vom Mars/Nasa schickt Rover der Superlative auf den Mars

Der NASA-Rover „Perseverance“ soll am 18. Februar auf dem Mars aufsetzen

Zum ersten Mal sollen echte Geräusche vom Mars übertragen werden. Der Rover „Perseverance“ hat zwei Mikrofone dabei und wird bald in einem Krater landen. Was es Spannendes zu hören gibt, erfahren Sie hier.

Raumfahrt mal nicht so ernst genommen: „Pffftttuuuiiihhh“ – Die Geräusche vom Mars. Aber so in etwa könnte es sich anhören. Wobei die Nasa wohl keinen kontakt zum Mars aufnimmt.

Im Prinzip muss der geneigte Hörer sich das so vorstellen. Im Kontrollraum des Jet Propulsion Laboratory in Pasadena, Kalifornien nehmen die Mitarbeiter Kontakt mit der fremden Welt auf. „Erde an Mars, Erde an Mars, wir hören, kommen.“

„Kkchchchrrrrrr.“

„Erde an Mars, wir hören super, ein klares Signal.“

„Pffffttttuuuuuiiiihhhh.“

„Erde an Mars, oh, wie interessant, das klingt noch besser.“

„Brrrrrrrrlllllllffff.“

„Erde an Mars, da hinten hören wir etwas anderes, das wird doch nicht …?“

„Chchcchsssshhh.“

„Erde an Mars, wir haben uns getäuscht.“

Vom Mars sollen erstmals echte Töne übertragen werden: Aufnahmen eines anderen Planeten. Die Mission „Mars 20“ wurde Ende Juli 2020 in Florida gestartet, bald sind 480 Millionen Kilometer zurückgelegt. Am 18. Februar soll die Raumsonde und der Rover mit dem Namen „Perseverance“, Beharrlichkeit, in einem Flussdelta des Jezero-Krater landen.

Zwei Mikrofone sollen bei Ankunft und Landung in Betrieb sein und später, wenn der Rover umherfährt und Staubpartikel und Gestein untersucht, die hoffentlich coolen Mars-Sounds in heimische Wohnzimmer bringen. Es ist nicht zu viel vorhergesagt, wenn wir das vorsichtig umschreiben mit:

„Dssssddddsssssffffff.“

Interessierte Freunde der Forschung wissen natürlich, dass bereits Windaufnahmen vom Mars vorliegen. Der Mars-Lander InSight hatte 2018 mithilfe von Sensoren die Vibrationen von Wind und Boden aufgezeichnet. Die Nasa, stets um PR-Aktionen bemüht, machte daraus ein Geräusch, halb Pfeifen, halb Pluckern, das „außerirdisch“ klingen sollte. Tatsächlich kommt es normalem Windpfeifen recht nahe, es könnte an einem Januarmorgen auf dem brach liegenden Acker hinter Kleinkleckersdorf angenommen worden sein. Oder auf dem Pfad zum Eaton Canyon gleich hinter Pasadena, merkt doch keiner.

„Gggrrrrmmmmmmgghh.“

Wenn man ehrlich ist, entsprechen die mutmaßlichen Marsgeräusche in ihrer Übersichtlichkeit den Bildern, die uns bisher von der Marsoberfläche vorliegen. Sehr viel Gegend, wenig Abwechslung, dabei ziemlich weit weg.

Dass es mit den wirklichen Tönen klappt, steht zudem in den Sternen. Zwei Mal war es nämlich fast so weit. Beim Mars Polar Lander scheiterte 1999 die Landung, die Sonde zerschellte samt Schallwandler. Bei der Raumsonde Phoenix wurde 2008 das Mikrofon nicht aktiviert. Das Ergebnis war in beiden Fällen:

„… –…–…“

Also nichts.

Bis zum 18. Februar oder solange wir es nicht hören, dürfen Weltraumverehrer sich vorstellen, was an geräuschvollen Überraschungen auf uns zukommen könnte. Vielleicht unbekannte Töne und nie gehörte Sounds, die sich der Beschreibung entziehen – Rauschen, das anders klingt als unser Meer.

Ein Brummen vielleicht? Brodeln? Immerhin beruht unsere Vorstellung außerirdischer Klänge großenteils auf den Ideen von Hollywood-Komponisten. Wenn die 480 Millionen Kilometer entfernte Realität anders sein könnte als im Science-Fiction-Kino, hätten wir Erkenntnis und Trost.

„Ssssszztttchchch.“

Jede Form von Mars-Piepen, Fiepen, Quietschen wäre fein. Die Obertöne eines Planeten sind in jedem Fall vieldeutig. Linguisten könnten Strukturen analysieren und daraus auf Sprachhinweise schließen. Womöglich ruft der Mars uns via Perseverance-Mikro zu „Wir schaffen das!“ oder „1,5 Meter Abstand halten!“ oder „Ich habe Besseres zu tun!“

Recht gewiss dürfen wir sein, dass es auf dem Mars keinen Jodel-Gesang geben wird. Filmfreunde wissen aus dem streng dokumentarischen Werk „Mars Attacks!“ von 1996, wie es den kleinen grünen Männchen ergeht, die die Erde überfallen. Auf ganz herzige Weise zerplatzen die Köpfe, wenn Country-Legende Slim Whitman in hohen Tönen zu jodeln anfängt. O Freunde, nicht diese Töne!

Quelle: https://www.welt.de/wissenschaft/article225830889/Mars-Mission-So-werden-die-ersten-Geraeusche-vom-Mars-klingen.html


Nasa schickt Rover der Superlative auf den Mars

  • Es ist einiges los im Weltraum: Schon die dritte Raumfahrt-Mission binnen Tagen soll den Mars erreichen.
  • Der Nasa-Rover „Perseverance“ will die heikle Landung auf dem Roten Planeten am 18. Februar meistern.
  • Der Rover hat sogar einen Mini-Hubschrauber im Gepäck – und auch sonst haben die Amerikaner nicht gespart.

Mikrofone, Hubschrauber und Superlative: „Perseverance“ sei der „größte, schwerste, sauberste und technisch ausgefeilteste sechsrädrige Geologe, der je in den Weltraum befördert wurde“, heißt es von der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Rund sechs Monate nach dem Start des Roboters vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im Juli 2020 soll „Perseverance“ am Donnerstag (18. Februar) auf dem Mars ankommen – nur rund eine Woche, nachdem kurz hintereinander Raumsonden erst aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und dann aus China in die Umlaufbahn des Planeten eingeschwenkt waren.

Landung auf dem Mars gilt als große Herausforderung

Die Landung von „Perseverance“ (auf Deutsch: Durchhaltevermögen) in einem bislang noch nie vor Ort untersuchten ausgetrockneten See namens „Jezero Crater“ ist aber schon gleich die erste große Herausforderung. „Lassen Sie sich von niemandem etwas anderes erzählen: Auf dem Mars landen ist schwer“, sagt Missionschef John McNamee. „Aber die Frauen und Männer in diesem Team sind die besten auf der Welt, bei dem, was sie machen. Wenn unser Raumschiff mit ungefähr dreieinhalb Meilen pro Sekunde (gut 20.000 Kilometer pro Stunde) die Mars-Atmosphäre erreicht, werden wir bereit sein.“

Der Rover hat die Möglichkeit, nicht nur unser Wissen über den Roten Planeten zu vergrößern, sondern auch eine der wichtigsten und aufregendsten Fragen der Menschheit über den Ursprung des Lebens auf der Erde und auf anderen Planeten zu untersuchen.

Thomas Zurbuchen, Nasa-Manager

Weniger als die Hälfte aller bisher weltweit gestarteten Mars-Missionen waren erfolgreich. 2016 war etwa die Sonde „Schiaparelli“ der europäischen Raumfahrtagentur Esa infolge eines Computerfehlers beim Landeanflug abgestürzt. Das von der Planeten-Konstellation her günstige Start-Datum im Sommer 2020 hatten auch die Vereinigten Arabischen Emirate und China für ihre Mars-Missionen genutzt. „Al-Amal“, die Sonde der Vereinigten Arabischen Emirate, soll nicht landen, das Landegerät des chinesischen Raumschiffs „Tianwen 1“ soll in zwei bis drei Monaten aufsetzen.

„Perseverance“ wäre die fünfte Landung

Gelingt „Perseverance“ die Landung, dann wäre es bereits der fünfte Rover, den die Nasa zum Mars bringt. 1997 landete der „Sojourner“, der nur rund drei Monate lang mit der Erde kommunizierte. 2004 folgten die Zwillingsrover „Spirit“ und „Opportunity“. Die Kommunikation zu „Spirit“ ging 2007 in einem riesigen Staubsturm verloren, „Opportunity“ erlag 2018 dem gleichen Schicksal. 2012 landete „Curiosity“, dessen Team seitdem auch über die sozialen Netzwerke Wissenschaftler und Fans mit Neuigkeiten und Fotos versorgt und den Roboter so zum Publikumsliebling werden ließ. Unter anderem schaffte es 2018 zudem der stationäre Nasa-Lander „InSight“ zum Mars, außerdem kreisen mehrere Sonden um den Roten Planeten.

„Aufregendste“ Frage: Gibt es Leben?

„Perseverance“ sei aus den gesammelten Erfahrungen und dem Wissensschatz all dieser Missionen entstanden, sagt Nasa-Manager Thomas Zurbuchen. „Der Rover hat die Möglichkeit, nicht nur unser Wissen über den Roten Planeten zu vergrößern, sondern auch eine der wichtigsten und aufregendsten Fragen der Menschheit über den Ursprung des Lebens auf der Erde und auf anderen Planeten zu untersuchen.“ Der Roboter soll auf dem Mars nach Spuren früheren mikrobiellen Lebens suchen sowie das Klima und die Geologie des Planeten erforschen und Proben von Steinen und Staub nehmen.

Das Team kann es gar nicht mehr abwarten, endlich diese Räder auf dem Mars aufzusetzen.

Fernando Abilleira, Nasa-Manager

Rover mit zahlreichen Nasa-Premien auf

Der rund 2,5 Milliarden Dollar (etwa 2,2 Milliarden Euro) teure Rover war rund acht Jahre lang unter dem Arbeitstitel „Mars 2020“ entworfen und gebaut worden – und ist nun eine Art „Curiosity 2.0“: An Bord hat das rund 1000 Kilogramm schwere und drei Meter lange Gefährt von der Größe eines Kleinwagens unter anderem 7 wissenschaftliche Instrumente, 23 Kameras, einen Laser – und zahlreiche Nasa-Premieren: Erstmals werden mit „Perseverance“ Mikrofone auf den Mars geschickt, erstmals ein kleiner Hubschrauber – und erstmals sollen in einer gemeinsam mit der Europäischen Raumfahrt Agentur Esa entwickelten Mission Proben vom Mars zurück zur Erde gebracht werden.

Helikopter „Ingenuity“ begeistert Experten

Der Hubschrauber namens „Ingenuity“ (auf Deutsch etwa: Einfallsreichtum) sorgte unter Wissenschaftlern, Weltraum- und Technik-Fans bereits für viel Vorfreude – denn damit soll zum ersten Mal versucht werden, auf einem anderen Planeten eine Art Helikopter zu starten. „‚Ingenuity‘ wiegt vielleicht nur 1,8 Kilogramm, aber er hat übergroßen Ehrgeiz“, heißt es von der Nasa.

Der kleine Helikopter soll beweisen, dass Fliegen auf dem Mars möglich ist. Seine vier Rotorblätter aus Kohlefasern rotieren deutlich schneller als die von Hubschraubern auf der Erde – unter anderem weil die Atmosphäre des Mars wesentlich dünner ist. Zudem muss der Hubschrauber eisige Temperaturen von bis zu -90 Grad aushalten können. Wenn alles klappt, soll er ein paar kurze Flüge alleine machen, denn fernsteuern lässt sich „Ingenuity“ von der Erde kaum, wenn sogar Licht selbst bei günstigster Konstellation mehr als drei Minuten von einem Planeten zum anderen braucht. Bis zu vier Flugversuche könnte „Ingenuity“ auf dem Roten Planeten starten.

Erste Geräusche auf dem Mars aufgenommen

Seine Mikrofone hat „Perseverance“ schon auf dem Flug zum Mars eingesetzt – und ein gleichförmiges, leicht metallenes Rauschen aufgenommen und veröffentlicht. Bei der Landung und beim Rollen über den Planeten soll noch mehr Sound aufgenommen werden. „Wieviel wissenschaftliche Daten wir alleine mit einem simplen Mikrofon bekommen können, ist erstaunlich“, sagt Nasa-Forscher Baptiste Chide. Wegen der dünneren Atmosphäre auf dem Mars, würden sich wohl aber auch die Geräusche anders anhören. „Es wird so sein, als ob man durch eine Mauer hindurch lauscht.“

Neben all der Technik hat „Perseverance“ auch noch die auf drei fingernagelgroße Chips gebrannten Namen von knapp elf Millionen Menschen dabei, die sie nach einem entsprechenden Aufruf eingesandt hatten, und sogar eine kleine Gedenkplakette für die Corona-Pandemie. Nach rund einem halben Jahr Flug freue sich das Team riesig auf die Landung des Rovers, sagt Nasa-Manager Fernando Abilleira. „Das Team kann es gar nicht mehr abwarten, endlich diese Räder auf dem Mars aufzusetzen.“

Quelle: https://www.rnd.de/wissen/nasa-mars-rover-perseverance-soll-am-18-februar-landen-D6GCWQYB4SOFAM4WVE2AQH6QJI.html