SpaceX Ziel Mond und Mars: Erneuter Testflug von Starship, neuer Prototyp SN15 und schwimmende Bohrinseln

Der Start selbst verlief, wie schon bei vorangegangenen Flügen, relativ reibungslos, auch die 90-Grad-Wende auf den „Bauch“ und der darauf folgende gesteuerte Rücksturz Richtung Landeplatz glückten. Über die gesamte Dauer des Tests hatte die Liveübertragung immer wieder mit Aussetzern des Videosignals zu kämpfen, 5:49 Minuten nach dem Start ging die Verbindung endgültig verloren, zu einem Zeitpunkt, zu dem SN11 versuchte, seine Triebwerke für das Landemanöver erneut zu zünden.

Blick auf die Triebwerke im Heck von SN11 unmittelbar vor dem finalen Bildausfall.
(Bild: Webcast SpaceX)

In diversen Liveübertragungen war kurz darauf eine Explosion zu hören, SpaceX selbst spricht auf seiner Website von einem „schnellen außerplanmäßigen Zerlegen“ (rapid unscheduled disassembly, RUD).

Zur konkreten Ursache äußerte sich das Unternehmen bisher nicht, SpaceX-Chef Elon Musk twitterte allerdings wenig später über den Test: Demnach hatte eines der drei Triebwerke Probleme beim Aufstieg und erreichte bei der Wiederzündung zur Landung nicht den vorgesehenen Betriebsdruck, was (wegen des Vorhandenseins zweier weiterer Triebwerke) theoretisch allerdings auch nicht nötig gewesen wäre.

Man wolle nun die Fehlerursache analysieren und, falls nötig, den nächsten, verbesserten Prototyp SN15 entsprechend anpassen (der Bau von SN12 bis einschließlich SN14 war nach den Ergebnissen der vorangegangenen Flüge zugunsten der weiterentwickelten Version abgebrochen worden).

Unterdessen tauchten – ebenfalls auf dem Kurznachrichtendienst Twitter – Bilder mutmaßlicher Trümmerstücke von SN11 auf, die in rund acht Kilometern Entfernung zum Start-/Testgelände aufgefunden wurden. Bisher ist noch unklar, ob sich diese eher leichtgewichtigen Teile beim Start, im Flug oder bei der abschließenden Explosion lösten. Da der Fundort außerhalb der vorgegebenen Sperrzone für den Start lag, werden entsprechende Berichte momentan von der für Startgenehmigungen zuständigen Einrichtung, der Bundesluftfahrtbehörde der Vereinigten Staaten (Federal Aviation Administration, FAA), geprüft.

Ursprünglich hatte SpaceX geplant, den Testflug bereits letzte Woche durchzuführen, Probleme mit den Raptor-Triebwerken verhinderten dies jedoch. Nachdem das Unternehmen der Aufsichtsbehörde mitgeteilt hatte, dass auch ein Flug am Montag nicht stattfinden würde, flog der zuständige FAA-Inspektor über das Wochenende nach Hause. Als SpaceX dann am Sonntag die Planungen änderte und am Montag starten wollte, war die FAA zunächst nicht zu erreichen, was dazu führte, dass der für einen Flug vorgeschriebene anwesende Inspektor nicht rechtzeitig für einen Start am Montag vor Ort sein konnte, und so zur Verschiebung auf Dienstag führte.

Für das Starship-Testprogramm war es bereits der vierte Flug in weniger als vier Monaten und der zweite im März 2021, jeweils mit Prototypen in Originalgröße. Alle endeten mit der Zerstörung des jeweiligen Fluggeräts.

Zur Zukunft des Testprogramms
Auch zum weiteren Verlauf des Testprogramms in Südtexas äußerte sich Musk auf Twitter. Demnach ist die kürzlich fertiggestellte Erststufe („Superheavy“) mit der Eigenbezeichnung BN1 lediglich ein Pfadfinder für die Produktion und soll demnächst verschrottet werden. Für die zweite Erststufe, BN2, ist das Ziel, diese (mit montierten Triebwerken) bis Ende April 2021 auf die momentan noch im Bau befindliche orbitale Startrampe zu setzen.

Starship SN15 Progresses Toward Final Stacking – New GSE Tank Section Moved | SpaceX Boca Chica

Der nächste Prototyp der Starship-Oberstufe, SN15, solle bereits in wenigen Tagen zur Startrampe gefahren werden und über hunderte Verbesserungen bei Struktur, Triebwerken, Avionik und Software verfügen.

Ferner erklärte Musk, dass bei den Oberstufen ab einschließlich SN20 mit weiteren technischen Änderungen (u.a. vollständiger Hitzeschild, Trennungssystem zur Erststufe) zu rechnen sei, die es diesen auch ermöglichen würde, in einen Orbit zu gelangen.

Quelle: https://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/31032021145259.shtml


SpaceX: Zwei Ölplattformen werden zu Weltraumhäfen umgebaut

Das US-Raumfahrtunternehmen hat begonnen, zwei Ölplattformen in Texas zu Weltraumhäfen umzubauen. Dort soll offenbar einmal das Starship starten und landen.

Der Starship-Prototyp SN8 vor dem Flug Anfang Dezember 
(Bild: SpaceX)

SpaceX hat im vergangenen Jahr zwei Ölbohrplattformen gekauft und baut diese gegenwärtig zu Raketenstartplätzen um. Das berichtet unter anderem CNBC und erklärt, dass die beiden Plattformen einmal Starts und Landungen der geplanten Riesenrakete Starship abseits bewohnter Gebiete ermöglichen sollen.

Elon Musks Unternehmen hat die Plattformen demnach für zusammen sieben Millionen US-Dollar von einem US-Konzern gekauft, der vergangenes Jahr Insolvenz angemeldet hatte. Inzwischen wurden die Plattformen auf „Deimos“ und „Phobos“ getauft, die Namen der Söhne des griechischen Kriegsgottes Ares beziehungsweise natürlich der beiden Monde des Mars.

Mit dem Kauf stellt das US-Unternehmen einmal mehr unter Beweis, wie ernst die ambitionierten Pläne für das Starship genommen werden.

Musk hatte den ersten Prototypen gerade einmal 2019 vorgestellt und ein Raumschiff angekündigt, das sehr schnell wiederverwendbar sein soll und bis zu dreimal täglich oder 1000 Mal pro Jahr fliegen könne.

Eines dieser Raumschiffe soll 150 Tonnen Fracht ins All fliegen und 50 Tonnen Fracht zur Erde bringen können. Er bezeichnete das Starship als „schnellsten Weg zu einer selbsterhaltenden Stadt auf dem Mars“ und hält auch Reisen zu anderen Planeten für möglich. Zwar gab es die ersten bemannten Flüge nicht schon wie geplant 2020, aber Anfang Dezember erreichte der Prototyp SN8 mehr als 10 Kilometer Flughöhe und explodierte erst beim Landeversuch.

Standort Bocachica (USA), dort wird nicht nur das Starship zusammengebaut und getestet. Es wird auch zum Raumfahrthafen (Startanlage für das zukünftige Starship bzw. die Superheavy) ausgebaut. Zu Land und zu Wasser.

Schon im vergangenen Jahr hatte Elon Musk auf Twitter angekündigt, dass SpaceX „schwimmende, Weltraumhäfen für superschwere Raketen“ bauen will, die zu Mars, Mond und rund um die Erde fliegen sollen. SpaceX hatte dann auch begonnen, Mitarbeiter für die Bauarbeiten einzustellen, schreibt CNBC. Wann der Umbau abgeschlossen sein wird und die beiden Plattformen erste Starts sowie Landungen erleben werden, ist noch unklar. Bei SpaceX steht aktuell erst einmal der nächste Testflug eines Starship-Prototypen an. Auch SN9 soll 10 Kilometer Flughöhe erreichen, aber danach anders als der Vorgänger heil wieder landen.

Quelle: https://www.heise.de/news/SpaceX-Zwei-Oelplattformen-werden-zu-Weltraumhaefen-umgebaut-5031531.html