
Vor zehn Jahren hätte es wohl kaum jemand für möglich gehalten, dass zu Nier je eine Neuauflage, geschweige denn ein Nachfolger erscheinen würde. Immerhin entpuppte sich das Original nicht gerade als Straßenfeger. Doch von denen, die es gespielt hatten, schlossen viele das ungewöhnliche Abenteuer ins Herz, denn seine Geschichte, ihre Charaktere und die wundervolle Musik sind bis heute einzigartig. Doch worum geht es bei Nier eigentlich? Und was macht die komplett überarbeitete Version aus, die demnächst für PS4, Xbox One und PC erscheint? Wir haben diewichtigsten fünf Fakten für euch zusammengefasst.
Schon Vorbestellt: Am 23.04 erscheint Nier Reblicant – Hurra! Das Game kenne ich überhaupt noch nicht, um so mehr freue ich mich über die Neuauflage. Bin schon echt auf die Story gespannt. Das wird super.
Wer den Nachfolger Nier Automata noch nicht kennt, sollte das unbedingt nachholen. Was man hier an Story, Sound, Grafik und spielerisch geboten bekommt, ist einzigartig. Eines der besten Games die ich je gezockt habe.
Christian Dauck
- Nier ist eine Mischung aus Rollenspiel und Action-Adventure und spielt in einer postapokalyptischen Welt mehr als tausend Jahre in der Zukunft. Die Menschen leben in kleinen Siedlungen, wo sie zwar vor angriffslustigen Kreaturen, den so genannten Schatten, sicher sind, nicht aber vor den Folgen einer ebenso geheimnisvollen wie tödlichen Krankheit – eine Krankheit, von der auch Yonah, die Schwester des Helden betroffen ist. Seine Schwester? War der Protagonist nicht Yonahs Vater? Stimmt. Allerdings traf Niers Schöpfer Yoko Taro damals die Entscheidung, sein Spiel durch kleine Änderungen besser als andere japanische Titel an den westlichen Markt anzupassen. Hatte man in Japan deshalb die Wahl zwischen zwei Versionen des Spiels – einer mit dem Bruder und einer mit dem Vater als Hauptfigur –, kämpften in Europa und Nordamerika nur Väter gegen die Schatten. Weil Taro ursprünglich aber Yonahs Bruder als Helden vorgesehen hatte, erlebt man NieR Replicant ver.1.22474487139… dieser für uns neuen Perspektive. Wie eine große Änderung fühlt sich das zum Glück nicht an, denn so sehr das Alter Ego natürlich die treibende Kraft der Handlung ist: Emotional steht es eher selten im Mittelpunkt.
- Das Rampenlicht gehört vielmehr den eigenwilligen Charakteren, auf die man im Verlauf des Abenteuers trifft, sowie ihren Geschichten. Dabei wurden sämtliche Stimmen übrigens neu aufgenommen und einige Texte leicht überarbeitet. Und wer mag, hat sogar die Wahl zwischen den englischen und den japanischen Stimmen. Zusätzlich haben Yoko Taro und Entwickler Toylogic kleine inhaltliche sowie erzählerische Änderungen vorgenommen, zu denen laut Taro ein neues Ende gehört. Denn auch das ist eine Besonderheit von Nier: Spielt man es mehrmals durch, erfährt man Einzelheiten, die Teilen der Geschichte sowie manchen der Figuren einen ganz neuen Anstrich geben. Nun muss man längst nicht alle Enden sehen, um Nier zu verstehen. Wer sich Zeit lässt, verbringt ja schon rund 40 Stunden nur im ersten Durchgang. Denn obwohl man selbstverständlich bedeutend schneller durch das Abenteuer rauschen könnte, lohnt es sich gerade hier manchmal stehenzubleiben und den Moment zu genießen…
- … woran u.a. ein einmaliger Soundtrack Schuld ist, der ebenfalls für die Neuauflage überarbeitet wurde. Keine Sorge: Es ist immer noch dieselbe grandiose Musik! Die bekannten Stücke wurden aber neu aufgenommen und arrangiert, sodass jetzt mehr Entwicklung in den Stücken ist. Wurden viele Themen im Original noch so schnell und häufig wiederholt, dass sie nach einer Weile aufdringlich wirken konnten, passen sie durch die Variationen jetzt besser ins Geschehen. Wenn an manchem Ort dann eine besonders leise Version der bekannten Melodie spielt, macht das den Moment noch stärker als er ohnehin schon war.
- Der Wiedererkennungswert ist ohnehin sehr hoch, denn ähnlich wie Shadow of the Colossus wurden Kulisse und Charaktere komplett neu gestaltet, ohne die Geometrie der Umgebung zu verändern. Nier Replicant fügt abseits kleiner inhaltlicher Ergänzungen allerdings nichts hinzu und ist dadurch quasi genau das Spiel, das in einer nostalgisch verklärten Erinnerung viel besser aussieht als zu seinem Erscheinen. Obwohl recht viele Orte durch Ladepausen voneinander getrennt sind, entsteht dabei der überzeugende Eindruck in einer zusammenhängenden Welt unterwegs zu sein – zumal man nicht endlos viele Sammelaufgaben erledigt. Die Suche nach bestimmten Ressourcen, das Anbauen von Pflanzen sowie das Fischen und mehr gehören zwar zum Spiel, tragen hier aber auch zum Aufbau einer glaubwürdigen Welt bei.
- Die größten Änderungen haben jedoch die Bewegungen sowie das Kampfsystem erfahren, denn beide wurden von Grund auf neu erschaffen und erinnern jetzt stark an den Nachfolger Nier: Automata. So liest man etwa am Boden liegende Ressourcen schneller auf und ist beim Ausführen von Doppelsprung oder Ausweichschritt agiler als im Original. Grundsätzlich folgen alle Aktionen dabei dem damals vorgestellten „Bauplan“ – nur dass dieser eben elf Jahre später von einem anderen Team und nach modernen Maßstäben noch einmal neu umgesetzt wurde. Und so funktioniert auch der Kampf mit Magie und Waffen wie man ihn kennt, nur dass man geschickter ausweicht, effektiver blockt, sich beim Ausführen von Zaubern noch bewegen kann und zusätzliche Angriffskombinationen aneinanderreiht. Auch weil das alles jetzt mit 60 Bildern pro Sekunde dargestellt wird, spielt sich das actionreiche Abenteuer bedeutend besser als früher und dürfte damit sowohl für Fans als auch für Neueinsteiger ein fesselndes Erlebnis sein.
Die Neuerungen: Zwischen Remake und Remaster

Bevor ich euch verrate, warum ihr als Fans von Automata den recht losgelösten Vorgänger spielen müsst, hier mein Eindruck von den Verbesserungen im Vergleich zum Original.
Remake oder Remaster? Das ist tatsächlich im Fall der Neuauflage gar nicht mal so einfach zu beantworten. Zwar wurden die Texturen aufgehübscht, die Framerate stabilisiert und auf 60 fps verdoppelt, dennoch solltet ihr hier kein Remake im Stile eines Demon’s Souls oder Final Fantasy 7 erwarten. Nicht mal im Ansatz. Die reine Optik samt seinen doch recht kargen Kulissen wirkt mittlerweile leicht antiquiert und Animationen ab und an hölzern, was mich aufgrund des tollen Art Designs jedoch zu keiner Sekunde gestört hat.
Gekämpft wird entweder mit dem Schwert oder mit magischen Angriffen.
Ordentlich gefeilt wurde jedoch am Kampfsystem. Zum Verständnis: In Replicant kämpft ihr aus der Third-Person-Ansicht wahlweise mit einer Nahkampfwaffe (meist einem Schwert) oder greift auf Magie zurück. Während all das im Original noch unrund wirkte, laufen die Angriffe und Ausweichrollen hier geschmeidig vonstatten, Kombos sind möglich und generell habe ich mich sofort an Automata erinnert gefühlt. Einzig die Kamera könnte zum jetzigen Zeitpunkt noch ein wenig Feinschliff verkraften.
Was hat es mit dem Zusatz „Replicant“ auf sich? In Japan ist das Spiel in zwei verschiedenen Versionen erschienen. Nier Gestalt ist die auf den westlichen Markt zugeschnittene Xbox 360-Version, Nier Replicant die auf den japanischen Markt zugeschnittene PS3-Version. Außerhalb Japans wurde lediglich eine Version veröffentlicht, die auf Nier Gestalt basiert. Die Unterschiede belaufen sich auf das Alter des Hauptcharakters und seiner Beziehung zur Figur Yonah.
Begeistert war ich übrigens beim Blick ins Optionsmenü. Habt ihr nämlich so überhaupt keine Lust auf die Action, könnt ihr sie hier stufenweise oder gar komplett auf Automatisch stellen. So weicht eure Figur von allein aus oder blockt gegnerische Angriffe, kämpft eigenständig im Nah- oder Fernkampf oder schnappt sich bei geringem Leben ein Heilitem. Speziell in einem Spiel wie Nier Replicant, in dem die Story im Fokus steht, eine super Option.
3 Gründe, warum Nier Replicant ein Muss für Automata-Fans ist
Natürlich müsst ihr um heutzutage Spaß an Nier Replicant zu haben keinesfalls Automata-Fans sein. Die Spiele stehen trotz Anspielungen und wiederkehrender NPCs größtenteils für sich und Replicant ist auch losgelöst eine klare Empfehlung. Doch hier einige Parallelen, die Replicant gleich Automata zu einem besonderen Spiel machen.
- Der Soundtrack: Die Musik eines Videospiels an die erste Stelle zu stellen, wäre bei vielen Games wohl ein wenig zu viel des Guten. Doch die musikalische Untermalung von Automata und erst recht die von Replicant ist so einzigartig, so mitreißend und prägt das Erlebnis so sehr, dass ich kaum aus dem Schwärmen herauskomme. Was Komponist Keiichi Okabe hier gezaubert hat, ist das lebendige Nier-Gefühl.
- Der Shoot ‚em Up-Faktor: Game Director Yoko Taro ist bekanntlich großer Shoot ‚em Up-Fan. Das konnten wir in Automata erleben und erleben wir erst recht in Replicant. Immer wieder werden die Genre-Konventionen des Action-RPG aufgebrochen, sei es in Bosskämpfen, wenn unser junger Held Salven von Kugeln ausweichen muss oder in Abschnitten, die regelrecht zum Shmup mutieren. Darüber hinaus hat Replicant aber noch viele weitere einzigartige Passagen, die man als Automata-Fan einfach selbst erlebt haben muss.
- Mehrere Enden: Wer Automata durchgespielt hat, hat lediglich an der Oberfläche des Ganzen gekratzt. Erst viele Enden später fügten sich die Teile zum großen Ganzen zusammen und machten das Spiel zu einem erzählerischen Meisterwerk. Und ohne euch hier nur eine Silbe zu verraten, Replicant geht den gleichen Weg und entfaltet seine fesselnde Sogkraft erst mit der Zeit.
Quelle: https://www.gamepro.de/artikel/das-nier-remake-ist-ein-muss-fuer-automata-fans,3368597.html