Raumfahrt: Boeing versucht noch einmal, die ISS zu erreichen/Es braucht Wettbewerb in der Bemannten Raumfahrt

Hoffentlich klappt es diesmal für den Starliner von Boeing. Das wäre auch gut für Boeing und belebt die Bemannte Raumfahrt. SpaceX mach seine Sache toll aber ohne Konkurrenz ist es langwellig. Es braucht Wettbewerb in der Bemannten Raumfahrt, das ist gut für den Raumfahrt-Markt und bringt Bewegung. Auch für die Erforschung neuer Technologien in diesem Bereich. Drücke ganz fest die Daumen für Boeing mit ihren Starliner und bin zuversichtlich das die Ventile diesmal nicht blockieren.

Der Konzern möchte endlich Astronauten zur Raumstation befördern. Der erste Testflug der „Starliner“-Kapsel hatte es nicht bis zur ISS geschafft – ganz anders schaut es da bei Konkurrent Space-X aus.

Der Boeing-Konzern hat seit Jahren erhebliche Probleme mit seinen Zivilflugzeugen, nun könnte dieser Donnerstag entscheidend für das weitere Vorankommen in der Raumfahrtsparte werden: Boeing unternimmt einen neuerlichen Versuch, mit seiner Starliner-Kapsel die Raumstation zu erreichen, bevor mit ihr die ersten Nasa-Astronauten zur ISS fliegen dürfen. Ein erster Test dieser Art war im Dezember 2019 gescheitert, die Kapsel konnte im Erdorbit wegen Problemen mit Bord-Uhr, Software und Kommunikation nicht mehr in Richtung ISS geschossen werden und landete zwei Tage später in New Mexico. Es folgten weitere Probleme, zuletzt mit korrodierten Antriebsdüsen.

Sollte es wieder nicht klappen mit dem Flug zur ISS, stellt sich die Frage, wie lange die Raumfahrtbehörde Nasa da noch bei ihrer Suche nach privaten ISS-Zubringern mitspielt. Bislang ist das der Fall: „Es klingt wie ein Klischee, aber die bemannte Raumfahrt ist hart“, sagte Nasa-Managerin Kathy Lueders vorige Woche. Umso wichtiger sei es, vor dem ersten Flug mit Astronauten „sicherzustellen, dass wir die Risiken reduzieren und das System gründlich testen“. Konkurrent Space-X hat Boeing jedenfalls schon weit hinter sich gelassen und mit seiner Dragon-Kapsel gerade die vierte reguläre Crew zur ISS geflogen sowie zuletzt private Astronauten für eine Mission der texanischen Firma Axiom Space.

Raumfahrt: Nicht bestanden: Die "Starliner"-Kapsel von Boeing kurz nach ihrem missglückten Testflug im Dezember2019 in White Sands/New Mexico.
Nicht bestanden: Die „Starliner“-Kapsel von Boeing kurz nach ihrem missglückten Testflug im Dezember2019 in White Sands/New Mexico. (Foto: Bill Ingalls/dpa)

Nun also der zweite unbemannte Testflug für Boeing. Am Mittwoch ist die Kapsel samt Rakete aus dem Fertigungsgebäude in Cape Canaveral/Florida per Transportplattform zur Startrampe 41 gerollt. Die Starliner-Kapsel soll dort um 18.54 Uhr Ostküstenzeit auf einer Atlas-V-Rakete der United Launch Alliance (Boeing/Lockheed Martin) starten. Die Kapsel ist für vier Astronauten ausgelegt, hat aber bei diesem Testflug neben einem Dummy namens „Rosie the Rocketeer“ nur etwa 230 Kilogramm an Verpflegung und Ausrüstung für die derzeit sieben ISS-Astronauten an Bord. Wenn es diesmal klappt, dockt die leere Astronautenkapsel etwa 24 Stunden später an die ISS an.

Das ist zwar ist schön bring die Bemannte Raumfahrt aber auch nicht weiter. Mit nur einem Anbieter stagniert die Bemannte Raumfahrt. Ich finde SpaceX auch toll, aber ein Anbieter der den Takt vorgibt bringt nichts – ohne Kongruenz ist kein Zug-Zwang da, so muss sich nur ein Anbieter nie wirklich beeilen mit seinen Vorhaben und der Forschung neuer Technologien.

Bei dem Flug sollen unter anderem die Navigation beim Rendezvous mit der Raumstation und die Sensoren für das Andocken getestet werden. Die Kapsel soll dann der Nasa zufolge nach fünf bis sieben Tagen zur Erde zurückkehren und dabei rund 270 Kilogramm Last inklusive dreier leerer Tanks für die Sauerstoffversorgung transportieren. Als Landeplatz ist White Sands Space Harbor in New Mexico vorgesehen, früher eine Ausweich-Landebahn für das Space-Shuttle.

65 Millionen Dollar soll ein Flug mit der „Crew Dragon“ inzwischen kosten

Erstmals wären mit dem Starliner und einer Crew Dragon von Space-X zwei verschiedene US-Crew-Kapseln gleichzeitig an die ISS angedockt. Erst Ende April war Crew-4 mit der Dragon-Kapsel angekommen, unter den vier Raumfahrern auch Esa-Astronautin Samantha Cristoforetti. „Es ist sehr wichtig für das kommerzielle Crew-Programm, zwei Raumtransportsysteme zu haben“, betont Nasa-Manager Steve Stich immer wieder. Dies gilt mittlerweile umso mehr, weil die Nasa keine Astronautenplätze mehr auf der russischen Sojus-Rakete buchen kann, falls die Zusammenarbeit mit der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos wegen des Ukraine-Krieges abgebrochen werden sollte. Trotz aller verrückter Drohgebärden von Roskosmos, dessen Chef sogar mal angedeutet hatte, dass die ISS im Notfall auch abstürzen könnte, verfolgt die Nasa aber weiterhin Pläne für ein Tauschprogramm, bei dem Astronauten mit der Sojus und Kosmonauten mit der Dragon fliegen. Man bereite sich immer noch darauf vor, im September einen Kosmonauten mit der Crew-5 zu fliegen, sagte Stich am Dienstag.

Nach dem Ende des Space Shuttle 2011 flogen Nasa-Astronauten mehr als ein Jahrzehnt in der Sojus mit. Um wieder unabhängig von den Russen zu werden, hatte die Nasa 8,5 Milliarden Dollar in das Commercial Crew Program investiert, aus dem letztlich Space-X und Boeing als private Zubringer zur ISS hervorgingen. Bislang hat die Nasa neun reguläre Crew-Flüge mit einem Gesamtwert von 3,5 Milliarden Dollar an Space-X vergeben, drei davon erst im Februar. Dem Branchenmagazin Space News zufolge kostet ein Sitzplatz in der Crew Dragon mittlerweile etwa 65 Millionen Dollar. Früheren Nasa-Angaben zufolge lag der Preis bisher bei 55 Millionen Dollar, ein Platz in der Boeing-Kapsel bei 90 Millionen Dollar. Für Sojus-Flüge musste die Raumfahrtbehörde zuletzt bis zu 86 Millionen Dollar hinblättern. Bei einem erfolgreichen Testflug könnte Boeing womöglich noch in diesem Jahr die ersten Astronauten starten, wie Boeing-Manager Mark Nappi versichert.

Boeing versucht seit Jahren, seine Kapsel zu qualifizieren. Nach dem gescheiterten Testflug 2019 hatte eine Untersuchungskommission etwa 80 Punkte aufgelistet, die Boeing nachbessern musste. Reuters zufolge hatten Nasa-Manager damals eingestanden, dass sie Boeing zu viel Vertrauen geschenkt hatten, als sie beschlossen, das junge Unternehmen Space-X stärker zu beaufsichtigen als den Konzern, der immerhin schon andere Raumfahrtprojekte bewältigt hatte.

Und die Schwierigkeiten rissen für Boeing nicht ab. Erst musste die Nasa den Start der modifizierten Kapsel Ende Juli vergangenen Jahres verschieben, weil es beim Andocken eines neuen russischen Forschungsmoduls an der ISS dort zu Fehlzündungen gekommen war. Wenig später entdeckten Boeing-Ingenieure Korrosionsprobleme an 13 Ventilen im Antriebssystem der Starliner-Kapsel. Mittlerweile streitet Boeing mit dem Zulieferer über die Schuldfrage. Ende des Jahres zog Boeing dann die Reißleine, um den Testflug nicht noch weiter zu verzögern. Der Konzern entschied, das wieder verwendbare Crewmodul mit einem neuen Versorgungsmodul auszustatten, bei dem die Ventilprobleme modifiziert worden sind. „Das Team ist bereit“, sagte Boeing-Manager Nappi am Dienstag. Und zumindest die Wetteraussichten sagen eine 70-prozentige Startwahrscheinlichkeit voraus.

Quelle: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/raumfahrt-boeing-spacex-nasa-iss-starliner-dragon-1.5587261


Mit mehr als zwei Jahren Verspätung soll in der Nacht zum 20. Mai 2022 das „Starliner“-Raumschiff von Boeing zur Internationalen Raumstation (ISS) aufbrechen. Bei dem Start vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral handelt es sich um einen unbemannten Test. Quelle: https://www.swr.de/swr2/wissen/boeings-starliner-raumschiff-soll-endlich-zur-iss-starten-100.html

Blockierte Ventile am Starliner: Boeing hält Subunternehmer für verantwortlich

Boeing und die NASA meinen, herausgefunden zu haben, was den Start im August verhinderten. Dem widerspricht der Subunternehmer, der schuld sein soll.

Startvorbereitungen für den Starliner (Bild: NASA/Frank Michaux)

Kurz vor dem wichtigen zweiten Start des Raumschiffs Starliner streiten der Hersteller Boeing und ein Subunternehmer darüber, wer für die jüngsten technischen Probleme verantwortlich ist. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und macht damit erstmals öffentlich, dass hinter den Kulissen keinesfalls Einigkeit über die Aufarbeitung besteht. Boeing und die NASA sind sich demnach einig, dass die betroffenen Ventile aufgrund einer chemischen Reaktion zwischen dem Treibstoff, dem Aluminium und der Luftfeuchtigkeit vor Ort in Florida blockiert wurden. Dem widerspreche Aerojet: Für den Hersteller der Ventile ist eine zur Reinigung verwendete Chemikalie von Boeing Ursache der Probleme.

Die Auseinandersetzung kommt für Boeing zu keinem guten Zeitpunkt: Kommende Woche soll der Starliner erneut starten und zur Internationalen Raumstation ISS fliegen. Geht das gut, könnten dann erstmals Menschen mit dem zweiten privatwirtschaftlich entwickelten Raumschiff abheben. Dafür müssen die technischen Probleme aber sicher behoben werden. Wie Reuters zitiert, waren im vergangenen August 13 Treibstoffventile an dem Raumschiff blockiert, was letztlich zur Absage des angesetzten Starts geführt hatte. Später hatte sich herausgestellt, dass Teile davon korrodiert waren, weswegen die nicht mehr bewegt werden konnten. Boeing hatte später die hohe Luftfeuchtigkeit vor Ort in Florida verantwortlich gemacht, der Hersteller der betroffenen Ventile sieht das aber anders.

Subunternehmer Aerojet will dem Artikel zufolge nicht an den technischen Problemen schuld sein und verweist deshalb auf die Boeing-Chemikalie. Dort habe man die Analyse aber abgeschlossen und die angemerkten Probleme nicht bestätigt. Das sieht auch die NASA so. Für den anstehenden Start ist das demnach nicht von Bedeutung, weil das Antriebssystem ausgetauscht worden sei und das neue durch eine temporäre Methode vor der Feuchtigkeit geschützt ist. Das sei aber keine dauerhafte Lösung; bis die gefunden ist, müssen sich Boeing, die NASA und Aerojet aber erst einmal einigen. Daran hängt auch, wer letztlich für die Kosten des zusätzlichen Starts aufkommt, denn Boeing beschuldigt Aerojet jetzt, den Vertragsverpflichtungen nicht nachgekommen zu sein.

Der Starliner hatte seinen unbemannten Jungfernflug Ende Dezember 2019. Der war damals zwar nicht ganz gescheitert, aber bis zur ISS war der Starliner nach einer Fehlsteuerung nicht gekommen. Die Raumkapsel konnte danach sicher wieder gelandet werden, der Flug soll deswegen aber wiederholt werden. Nach einigen Verzögerungen – unter anderem aufgrund des missglückten ISS-Andockmanövers des russischen Forschungsmoduls Nauka – war dieser Start dann für den 3. August 2021 angesetzt worden. Wegen der Ventilprobleme war der dann abgesagt und verschoben worden. Für den kriselnden Luftfahrtkonzern kam das angesichts der Krise um die Boeing 737 Max zur Unzeit. Eigentlich sollte der Starliner längst Menschen von und zur ISS bringen, aber noch muss das Raumschiff weiter darauf warten, es endlich der Konkurrenz von SpaceX gleichzutun.

Quelle: https://www.heise.de/news/Blockierte-Ventile-am-Starliner-Boeing-haelt-Subunternehmer-fuer-verantwortlich-7089077.html